Die Auseinandersetzung

Die Kritik an den Tafeln

Seit 2008 gibt es eine breite kritische Auseinandersetzung mit den Tafeln. Angestoßen wurde sie durch Professor Stefan Selke, der sich bis heute in unterschiedlichen Veröffentlichungen mit diesem Thema beschäftigt.

Auch wenn viele der Argumente die Tafelrealität nicht angemessen oder nur sehr verkürzt wieder gegeben werden, hält es die Duisburger Tafel aber für wichtig sich der Diskussion zu stellen.

Die wichtigsten Kritikpunkte und unsere Haltung dazu.

Die Tafeln als Teil des Problems

Durch die verlässliche Versorgung armer Menschen würden diese „ruhig gestellt“, zu Demut und Bescheidenheit erzogen. Armut werde nicht bekämpft, sondern verfestigt. Der Staat könne sich beruhigt zurücklehnen

Unsere Meinung: Das eine tun und das andere nicht lassen. Lebensmittel vor dem sinnlosen Abfalltod bewahren, Menschen mit wenig Geld das Leben erleichtern und gleichzeitig immer wieder den Finger in die Wunde legen. Die Tafel will (und kann) nicht die Lösung des Problems sein, sondern nur ein Übergang zu einer gerechteren Gesellschaft.

Durch die beständige Unterstützung erleichtert die Duisburger Tafel den Menschen das Leben. So können sie Kräfte für die schwierige Bewältigung des Alltags sammeln. „Sie treffen in den Ausgabestellen auf offene Ohren, bekommen Tipps und Unterstützung, tauschen sich aus, helfen zum Teil selbst mit und viele gewinnen wieder mehr Selbstbewusstsein.

 

Verlust der Würde

Wer in eine Ausgabestelle geht, muss zunächst Schlange stehen, seine Bedürftigkeit nachweisen und eine Münze zahlen. Wer den Regelkatalog nicht befolge, sich den engen Zeitvorgaben nicht unterwerfe, müsse mit Ausschluss rechnen. All das lasse wenig Platz für die Würde der Menschen

Unsere Meinung: Wie im gesamten sozialen Miteinander sind auch bei den Tafeln Regeln notwendig. Die Arbeit der Tafeln kostet Geld. Ein kleiner Teil wird über den Beitrag der Kundinnen und Kunden eingenommen. So lehrt die Erfahrung „was etwas kostet, hat auch seinen Wert.“ Gerne würden wir unserer Tafelkundschaft auch angemessene Warteräume anbieten, doch sind unsere Möglichkeiten (nicht nur) in diesem Punkt begrenzt.

So wird die Balance zwischen nötiger Kontrolle, der Logistik einer Ausgabestelle und der Würde der Einzelnen immer eine schwierige Aufgabe bleiben.

„Kunden“ und „Kundinnen“ bei der Tafel

Menschen, die keine echte Wahl haben, als Kundinnen und Kunden zu bezeichnen sei beinahe zynisch und beschönige die Realität.

die sich bei der Tafel mit Lebensmitteln versorgen, ist tatsächlich schwierig. Sie Kundinnen und Kunden zu nennen, soll die Wertschätzung ihnen gegenüber ausdrücken, ist aber natürlich angesichts der begrenzten Auswahl und Menge an Lebensmitteln nur eine Krücke. Ist der Begriff Bedürftige besser? Korrekter wäre dann: Finanziell Bedürftige. Oder Menschen mit wenig Geld. Arme?
Wichtig ist im Alltag der Tafelarbeit, die Menschen tatsächlich Wertschätzung spüren zu lassen und sich für mehr Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft einzusetzen, statt sich über Begriffe zu streiten.

 

Ablasshandel

Die Tafeln geraten in Abhängigkeit der großen Konzerne, die wiederum Entsorgungskosten sparten und Gewinn machten, weil die Tafeln ihnen die Reste abnehmen. Unsere Meinung: Bei Lichte betrachtet kann jede Spende als Ablasshandel diffamiert werden. Aber erst die große Zahl kleiner Spenden, und die Solidarität vieler Duisburger gibt der Tafel ihre Unabhängigkeit von Wirtschaft und Politik, die sie als gesellschaftspolitische Kraft stark macht.

Dass die Unternehmen Entsorgungskosten sparen stimmt. Genauso wahr ist jedoch auch, dass sie durch die Tafeln gemerkt haben, wie schlecht sie früher die Warenmengen kalkulierten. Nun wird insgesamt weniger weggeworfen. Auch das ist ein Gewinn – für die gesamte Gesellschaft.